Seit ich vor einigen Tagen über meine Gesundheit und meine Krankheit berichtet habe, erreichen mich unglaublich liebe, aufmunternde Worte, Mails, Kommentare, Gedichte, Postkarten, Erfahrungsberichte, Tipps….! Es ist so wunderschön! Ich bin über jede einzelne Aufmerksamkeit von euch unendlich dankbar, denn es zeigt mir, dass auch ihr für mich da seid! Das Gefühl ist unbeschreiblich und hat mich in den letzten Tagen so einige Male zum Weinen gebracht. Ihr seid unglaublich! :-) Heute am letzten Tag vor unserem Urlaub möchte ich einen Gedanken mit euch teilen, der in mir als zarte Pflanze wächst und der mir zur Zeit meine Kraft gibt. What A Beautiful Day!
Es gibt so einen viel zitierten Spruch „Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden!“ Ich habe diesen Spruch in der Vergangenheit oft abgelehnt. Es kam mir so vor, als wenn wir mit diesem Leitsatz in unserem Leben in eine Spirale eines „Höher, schneller, weiter“ gelangen würden. Als müsste sich jeder Tag mit dem vorangegangenen messen, besser zu sein. Erfüllter, glücklicher, erfolgreicher, sensationeller…mehr Action, mehr Frieden, mehr Kick, mehr Freude, mehr, mehr, mehr. Ich habe nun zum ersten Mal das Gefühl, ich bekomme eine Ahnung, was er bedeutet.
Durch mein völliges Raussein aus meinem normalen Alltag und die Konfrontation mit meiner Endometriose hat sich mein Fokus auf mein derzeitiges Leben in den letzten Tagen spürbar verschoben. Ich bin am Morgen aufgestanden, mit einem einzigen Ziel! Mir selbst Gutes zu tun. Und zwar nicht all das, was ich gelesen habe, sondern das, was ich ehrlich brauchte. In jedem Moment des Tages. Ich habe geweint, wenn ich weinen musste. Ich habe keine Träne zurückgehalten. Ich habe Dinge ausgesprochen, die mich bewegen. Ich habe lange Gespräche geführt. Ich habe Menschen gebeten, für mich zu beten. Ich habe Hilfe bewusst gesucht und angenommen. Ich habe mit geschlossenen Augen im Wohnzimmer getanzt. Ich habe geschlafen, wenn ich müde war. Ich habe mir jedes Blatt meines Salates einzeln ausgesucht. Jedes Essen, was ich zubereitet habe, war etwas Besonderes in meinen Augen. Ich habe beim Essen versucht, meinen Körper und seine Signale ganz bewusst wahrzunehmen. Ich habe mich sanft auf meiner Yogamatte bewegt und bin in die Posen gegangen, die mir gut getan haben – auch wenn sie überhaupt keinen Namen tragen. Ich habe in Stille gesessen. Ich habe die Sonne auf meine Nase scheinen lassen. Ich habe meine eigenen Affirmationen aufgeschrieben. Ich habe jeden Tag gebetet und dem Universum, meine Ängste, meinen Ärger, meine Enttäuschungen – all die Gefühle, die in mir aufkamen, an eine höhere Macht übergeben, damit sie wieder fließen können…
Genauso sahen meine Tage aus. Und kein Tag war besser als ein anderer. Jeder war für sich gesehen „wunderschön“, weil ich einfach nur das getan habe, was mir gut tut. Dafür habe ich mir am Ende jedes Tages gedankt und bin mit einem Gefühl von WHAT A BEAUTIFUL DAY eingeschlafen. Kein Tag war spektakulär, kein Tag war außergewöhnlich – im Sinne meines Egos. Genau genommen ist überhaupt nichts losgewesen, nichts ist passiert. Und das war das Beste, was sein konnte. Ich war einfach nur bei mir. Ich habe mich liebevoll, um den wichtigsten Menschen in meinem Leben und um seine Gesundheit gekümmert.
Hätte mir jemand vor einigen Wochen erzählt, dass diese Tage ernsthaft das Potential hätten, die schönsten meines Lebens zu sein, dann hätte ich mit einem Stirnrunzeln ungläubig geschaut. Welches Geschenk soll schon in einem Tag liegen, der völlig unspektakulär ist….einem Tag, bei dem Haare waschen und Salat pflücken zu den Highlights gehört?! Doch da habe ich mich täuschen lassen. Das ist die Denkweise, wenn wir viel im Außen unterwegs sind. Durch meine OP und meine Krankheit wurde ich genau darauf mit der Nase gestoßen. Ich wurde gewissermaßen gezwungen, nach innen zu schauen und zu spüren, was da gerade alles auf mich wartet. Das fiel mir in den ersten Tagen überhaupt nicht leicht. Ich wollte nicht krank sein. Ich wollte nicht auf Hilfe angewiesen sein. Ich wollte nicht anders meine Tage gestalten als zuvor. Doch mit jedem Tag wurde es einfacher, die zaghafte Stimme aus meinem Inneren wieder wahrzunehmen. Ich hatte das Gefühl, sie freut sich, dass ich ihr wieder zuhöre und dadurch wurde sie mutiger, ihre Wünsche zu offenbaren. Ich hatte nur die Aufgabe, sie zu unterstützen und zu tun, was sie mir sagt. Mehr nicht.
Jetzt steht Bali vor der Tür! Dort möchte ich genau diese Reise fortführen. Ich möchte jeden Tag genau das tun, was sich gut für mich anfühlt. Mein Reiseführer soll kein Buch und kein Guide sein, sondern mein inneres Gefühl. Ich glaube, dafür ist Bali der perfekte Ort… Und anders als sonst habe ich dieses Mal keinen einzigen Blogpost für die Zeit meiner Abwesenheit für euch vorbereitet. Ich weiß auch noch nicht, ob ihr von Bali aus etwas von mir hören werdet. Auch das überlasse ich dieses Mal ganz meiner inneren Stimme. :-) Aber ich weiß schon jetzt, dass ich mich auf euch freue, wenn ich wieder zurück bin. Ihr seid einfach großartig! DANKE!