Im Urlaub habe ich einen Entschluss gefasst. Ich werde Vegetarierin. Erst einmal auf Probe bis zu unserem USA-Urlaub in gut 3 Monaten, aber ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es auch für lange Zeit sein wird. Für immer kann man, glaube ich, nie sagen.
Diese Entscheidung ist für mich persönlich schon recht radikal, aber auch logisch. Als ich meinem Freund im Urlaub von meinem Entschluss berichtet habe, hat er es nur mit einem „Aha ok“ kommentiert. Es war für ihn keine Überraschung. Aber für mich letztendlich auch nicht mehr und daher habe ich diesen Entschluss recht leicht treffen können. Im Grunde war es die logische Konsequenz von meinen vielen Recherchen über Nahrung und Fleisch in der letzten Zeit. Angefangen von der Erkenntnis, dass unsere Vorfahren auch eher wenig Fleisch und viel mehr pflanzliche Nahrung zu sich genommen haben (Natural Eating), über die Auswirkungen von Nahrung auf unseren Körper (Crazy Sexy Diet), bis hin zu meiner Lektüre über die „live“berichteten Selbstversuche von Karen Duve (Anständig essen).
Das Fass zum Überlaufen hat dann aber letztendlich das Buch „Tiere essen“ von Jonathan Safran Foer gebracht, in welchem er über die unvorstellbaren Grausamkeiten der Massentierhaltung schreibt. Für mich ist das ein Buch, das ausnahmslos JEDER MENSCH gelesen haben sollte. Dazu werde ich aber in einem Post noch mal mehr schreiben. Ich möchte es euch wärmstens ans Herz legen.
Passend dazu bin ich in unserem Urlaub mit Nutztieren in Berührung gekommen, die wunderbar gehalten werden. Ich habe neben glücklichen Hühnern gewohnt, die jeden Morgen ihre Eier gelegt und im Dreck gescharrt haben. Dabei habe ich mir versucht vorzustellen, wie es in Legebatterien, Hühnerfarmen etc. anders sein könnte (Google hilft dabei sehr!).
Des Weiteren habe ich vor meinem Urlaub viele Internetseite zum Thema „Vegetarisch leben/ werden“ gelesen und auch mit Vegetariern gesprochen.
All das hat mich überzeugt, dass ich das für mich auch will! Oder sollte ich sagen: …dass ich Fleisch und Fisch für mich nicht mehr will?!
Warum mache ich das auf Probe?
Es fühlt sich einfach besser an. Vegetarisch leben ist für mich ein Selbstexperiment. Denn Experimente laufen für mich unter kontrollierten Bedingungen ab. Wenn ich sage würde, dass ich ab heute für den Rest meines Lebens vegetarisch lebe, dann macht mir das Angst. Es ist zumindest psychologisch erst einmal schwer, auf etwas zu verzichten, was Jahrzehnte lang selbstverständlich zum Leben dazu gehörte. Der Kopf wehrt sich dagegen, auch wenn man noch so gute Argumente hat. Daher ist „auf Probe“ für mich der richtige Weg. Ich probiere es 3 Monate aus und entscheide dann, ob mir etwas gefehlt hat. Es fühlt sich für mich aber nach keiner Diät oder ähnlichem an, die ich 3 Monate „durchhalten“ muss. Ich möchte mich sanft daran gewöhnen, kein Fleisch mehr zu essen und schauen, wie es mir damit geht. Vielleicht vermisse ich ja gar nicht. Dann fällt es mir auch nicht schwer weiterzumachen.
Gleichzeitig sind 3 Monate ein guter Zeitraum, um sich gedanklich umzuprogrammieren. Wenn ich ganz plötzlich Appetit auf Fleisch haben sollte, dann kann ich mir meine gesammelten Erkenntnisse ins Gedächtnis rufen, die eindeutig für vegetarische Ernährung sprechen.
Da wären zum Beispiel:
– die Erkenntnis, das mir ohne Fleisch biochemisch gesehen rein gar nichts fehlt
– dass sich immer mehr Menschen für ein vegetarisches Leben entscheiden
– die Berichte von Vegetariern, die sich durch ihre Nahrungsumstellung viel besser fühlen (live von einer Kollegin berichtet)
– die Gräueltaten der Fleischindustrie, die ich im Grund geahnt habe, aber davon zu lesen noch einmal sehr heftig war
– die Bilder der niedlichen, aber extrem leidenden Tiere in den „Farmen“.
und so vieles mehr.
Was erwarte ich während meines Experiments?
Ich denke schon, dass es nicht immer einfach sein wird, kein Fleisch und Fisch zu essen. Besonders in Situationen, in denen ich meist unbewusst entscheide, wird es vielleicht schwer werden: im Restaurant, beim Auswärtsessen, am Buffet. Vielleicht tritt auch mal eine Situation auf, in der ich dann vielleicht nur „trockenes Brot“ essen kann, weil es keine Alternative gibt, aber das werde ich schon meistern.
Heute hatte ich zum Beispiel eine sehr lustige Situation. Eine Kollegin aus dem Nachbarbüro kam rein und brachte die Reste ihres ausgegebenen Frühstücks mit. Es gab Ciabatta-Brötchenhälften mit ganz leckeren Dingen. Sie reichte mir das Tablett und ich guckte etwas panisch darauf herum, ob es was gibt, was ich essen mag. Zwischen Wurst und Fisch habe dabei das leckerste, vegetarische Ciabatta-Brötchen überhaupt erwischt….mit Antipasti (Aubergine und Zucchini). Mjam!
Wann geht es los?
Gleich nach meinem Urlaub habe ich damit begonnen. Während des Urlaubs habe ich noch einmal ganz bewusst Fleisch und Fisch (immerhin nicht aus Massentierhaltung) gegessen und mir den Geschmack eingeprägt.
Wobei brauche ich noch Hilfe?
Das Schwierigste ist gerade für mich: Wie sage ich es den Menschen um mich herum? Und wie begründe ich meine Entscheidung? Gestern habe ich es meiner Mama gesagt und sie hat auch ganz gelassen reagiert. Sie hat nicht mal nach einer Begründung gefragt. Ich muss mich für meinen Entschluss ja nicht rechtfertigen, aber es ist schon seltsam, dass ich vorher Fleisch und Fisch gegessen habe und jetzt nicht mehr. Ich möchte es ohne groß auszuholen gern erklären, wenn mich jemand fragt.
Habt ihr vielleicht ein paar Tipps für mich, wie ich damit umgehen kann? Wie habt ihr es „veröffentlicht“? Wie war euer Anfang?