Jeder Mensch hat (nur) 24 Stunden Zeit pro Tag zur freien Verfügung.
Vielleicht werden jetzt einige von euch wegen dieser Wahnsinnserkenntnis lachen, aber ich finde diese Überlegung hat absolut ihre Berechtigung. Vor Kurzem stand ich mal wieder vor einem riesigen Berg Unzufriedenheit. Ich habe mich schlecht gefühlt, weil ich dachte, dass ich einfach nichts richtig hinkriege und für all meine großen und kleinen Ideen nicht genug Zeit habe. Gleichzeitig sehe ich bei anderen, wie gut sie es doch hinbekommen im Gegensatz zu mir.
Das Problem daran war nicht die Zeit, sondern mein Denken. Das haben mir zwei liebe Menschen unabhängig voneinander klar gemacht, indem sie mir aufgezeigt haben, dass jeder Mensch nur 24 Stunden am Tag Zeit hat.
Der Gedankenfehler liegt bei uns Perfektionisten in der Art der Betrachtung.Wir sehen z.B., dass eine Person wahnsinnig gut klettern kann oder ganz viel Sport macht oder sehr belesen ist. Gleichzeitig sehen wir ganz viele solcher Personen, die alle etwas Tolles machen/ können. Wir wollen auch so sein. Wir wollen der ambitionierte Kletterer, der großartige Läufer und der Mensch sein, der über jedes aktuelle Tagesgeschehen informiert ist.
Wo liegt jetzt der Fehler? – Der Fehler liegt im „Und“. Wenn wir die Stunden, welche alle scheinbar „perfekten“ Menschen für ihre Tätigkeit ausüben, zusammenzählen, dann stellen wir ganz schnell fest, dass es viel mehr als 24 Stunden sind. Diese perfekten Menschen befassen sich aber nur mit einer Tätigkeit so intensiv und opfern dafür vielleicht täglich 2-3 Stunden Zeit. Diese Menschen sind sie aber eben nicht in allen Dingen perfekt, sondern fokussieren sich möglicherweise nur auf ihre eine Sache, weil sie sie so gern tun und weil sie eben auch nur 24 Stunden tägliche Zeit haben.
Wir Perfektionisten sehen das aber nicht so. Wir sehen eben viele Menschen, die in ihren Dingen perfekt sind, und wollen aber wie all diese Menschen gleichzeitig sein. Wir summieren auf. Darin liegt der Betrachtungsfehler.
Diesem Betrachtungsfehler bin ich auch kürzlich mal wieder auf den Leim gegangen. Ich war unzufrieden, weil ich nach Feierabend gern wieder mehr bloggen, mehr Sport machen, mich wieder mehr um den Haushalt kümmern und mehr mit meinem Freund unternehmen würde. Das Ganze am besten gleichzeitig und natürlich mit hohem Anspruch an mich selbst. Das konnte nicht gut gehen.
Daher ist es besonders wichtig, sich klarzumachen, wie viel Zeit man eigentlich realistisch zur Verfügung hat. 24 Stunden pro Tag stehen als Ausgangspunkt und ich möchte das hier mal beispielhaft für einen Arbeitstag aufführen.
In dieser freien Zeit stehen neben den schönen Dingen aber auch noch alltägliche Sachen wie Haushalt, Wäsche, Arztbesuche, Einkaufen etc. an. Das kostet uns pro Tag vielleicht noch mal eine Stunde Zeit:
5 Stunden
– 1 Stunde für Alltägliches
= 4 Stunden zur „freien“ Verfügung
Dann haben wir aber auch noch nichts gegessen bzw. Essen zubereitet. Also noch mal minus 1 Stunde:
4 Stunden
– 1 Stunde für Essen
= 3 Stunden zur „freien“ Verfügung
Es bleiben uns also, wenn alles gut läuft, noch 3 Stunden Zeit an einem normalen Arbeitstag. In dieser Zeit kann man einfach nicht Sport machen, sich mit Freunden treffen, Bücher lesen, Bloggen, Bilder malen, Urlaub planen und was man sonst noch alles im Kopf hat. Das ist zu viel und führt nur zu Chaos und Unzufriedenheit.
Was kann ich also tun, wenn ich dieser Perfektionismusfalle auf den Leim gehe?
Ich habe einen guten Tipp bekommen, den ich jetzt für mich zu erlernen versuche. Es ist nicht immer leicht, weil er ein Umdenken erfordert, aber er hilft mir ungemein weiter: Ich nehme mir an jedem Arbeitstag nach Feierabend maximal 2 Tätigkeiten vor. Ich plane also beispielsweise ein: Staubsaugen und eine Runde laufen oder Einkaufen gehen und mit einer Freundin telefonieren. Versucht es mal damit! Diese kleine Kontrolle kann den Alltag sehr viel entspannter machen. Wenn ihr merkt, dass auch 2 Sachen zu viel Stress bedeuten, dann reduziert es auf eine geplante Tätigkeit. Es kommt ja auch auf euren Alltag an.
Kennt ihr diese Perfektionismusfalle auch? Wie geht ihr damit um? Ist diese Lektion für euch hilfreich?