Heute möchte ich euch über eine meiner Lieblings-Sportarten berichten: Pilates. Pilates ist für mich im eigentlichen Sinne keine Sportart, es ist für mich eher eine Lebens- und Bewegungsart, wenn man sie verinnerlicht. Daher möchte ich euch erzählen, was Pilates speziell für mein Leben beigetragen hat.
Wie bin ich zu Pilates gekommen?
Wie ihr schon von mir wisst, bin ich sehr vielseitig interessiert und probiere gern Dinge aus. So war es damals auch in meiner Schulzeit. Ich habe durch Zufall in einem Katalog der VHS geblättert und mir hat das Kurskonzept einfach spontan sehr gut gefallen. Also habe ich mich zu meinem ersten Pilateskurs angemeldet. Die Trainerin war ganz super. Sie hat uns Anfänger sehr ausführlich in die Grundsätze des Pilates eingeführt: die Atmung, das Power House, die Körperhaltung usw. Die ersten Übungen wirkten anfangs total simpel, aber als sie uns immer stärker an die Feinheiten der einzelnen Übungen herangeführt hat, merkte ich immer mehr, wie anstrengend diese Ganzkörpertraining ist. Besonders die durchgehende Aktivierung des sogenannten Powerhouses beim Üben – also das Einziehen des Bauchnabels sowie des Beckenbodens in Richtung Körpermitte – ist bereits eine Bewegung, die ich lange üben musste, um sie durchgehend halten zu können. Das Schöne am Pilates ist, dass es immer mehrere Stufen einer Übung gibt, so dass man es sowohl als Anfänger als auch als Fortgeschrittener noch als Herausforderung empfindet. Wer der Meinung ist, dass die Pilates Übungen zu leicht sind, weil sie eben oft so einfach aussehen, der hat es entweder noch nie richtig gemacht bzw. trainiert im falschen Level. :-)
Den Pilateskurs habe ich einmal wöchentlich besucht. Meine Trainerin hat uns aber auch gezeigt, wie wir z.B. die Atmung und das Powerhouse ganz einfach in unseren Alltag integrieren können. Einfach mehrmals am Tag für 2-3 Minuten bewusst die Wirbelsäule wie eine Marionette aufrichten die Powerhouse-Haltung einnehmen und atmen – mehr nicht! Glaubt mir, das geht wirklich in allen Lebenslagen! Ich habe es oft genug beim Sitzen, Autofahren etc. ausprobiert. Den Pilateskurs habe ich ein gutes Jahr lang besucht und es war eine der besten Investitionen in meinem Leben!
Wie hat sich mein Körper verändert?
Bereits nach wenigen Wochen hatte ich eine viel bessere Körperhaltung, besonders im Sitzen, da sich bei mir dieses Bild der „aufgerichteten Marionette“ so stark in meinem Kopf verankert hat. Ebenso habe ich mit der Zeit das Anspannen der Körpermitte sogar unbewusst angewendet und damit meinen Rücken beim vielen Sitzen unterstützt. Diese aufrechte Sitzhaltung ist bei mir mit der Zeit in eine Gewohnheit übergegangen. Obwohl ich sie nicht mehr aktiv trainiere, werde ich noch heute von Freunden und Kollegen angesprochen werde, was für eine gesunde Sitzhaltung ich doch habe. Ganz nach dem Motto: „Hast du mal Ballett gemacht?“ – „Nein, Pilates.“ – „Hä?“
Gleiches gilt für meine Körperhaltung im Stehen. Ich habe die Schultern nun nicht mehr nach oben gezogen und meine Wirbelsäule auch beim Stehen und Gehen aufgerichtet. Dadurch wirke ich selbst bei meinen 1,59m etwas größer! :-)
Dazu fällt mir gerade ein, dass meine Tante damals zu mir gesagt hat, als ich schon einige Monate mit Pilates dabei war und wir uns aber länger nicht gesehen hatten: „Mensch Kristin, bist du noch mal gewachsen?!“ Hihi…auch ein schöner Effekt, gerade für kleine Menschen!
Gleichzeitig habe ich gemerkt, dass sich mein Rücken immer besser angefühlt hat. Ich hatte nicht mehr diese häufigen Rückenbeschwerden, unter denen ich sonst insbesondere im Brustwirbelsäulenbereich gelitten habe. Ich habe nämlich eine Skoliose (leicht verkrümmte Wirbelsäule). Mein Rücken hat sich durch Pilates stärker und ausgeglichener angefühlt.
Des Weiteren hat sich meine Körpermitte durch die Grundhaltung des Powerhouses sowie die Pilates-Übungen verändert. Besonders meine Taille, Hüfte und mein Bauch sind viel fester und schmaler bzw. flacher geworden.
Diese positiven Wirkungen des Pilates-Trainings scheinen aber nicht nur bei mir so zu sein, sondern sind die wie selbstverständlich eintretenden Effekte nach einigen Wochen Training. Das kann man in vielen schönen Berichten und Studien nachlesen. Aus meiner Erfahrung muss ich sagen, dass für das Erreichen dieser positiven Effekte gar nicht so viel Trainingszeit pro Woche notwendig ist. Ich habe meist nur einmal in der Woche im Kurs trainiert (ab und zu auch noch mal zuhause) und die Grundprinzipien und Haltungen fast unbewusst in meinen Alltag übernommen. Selbst Joseph Pilates sagt dazu: „Nach 10 Stunden spüren Sie den Unterschied. Nach 20 Stunden sehen Sie den Unterschied. Und nach 30 Stunden haben Sie einen neuen Körper.“ Wichtig ist dafür aber aus meiner Sicht eine absolut korrekte Ausführung der Übungen, was gerade am Anfang nur mit einem guten/ einer guten Trainer/ in geht.
Was ist dann passiert?
Als ich angefangen habe zu studieren, habe ich noch ab und zu Pilates für mich zuhause gemacht. Ich habe mir eine sehr gute DVD mit Anette Alvaredo – einer gekauft, die die wichtigsten Übungen beinhaltet. Aber letztendlich ist es bei mir eingeschlafen, so wie jeglicher Sport in meiner Studienzeit. Die Rückenschmerzen wurden irgendwann wieder schlimmer und ich habe mich einfach unwohl und „schwächlich“ gefühlt. Das Einzige, was mir geblieben ist, ist das aufrechte Sitzen…immerhin!
Und nun?
In den letzten Tagen habe ich mich wieder sehr viel mit diesem tollen Thema beschäftigt. Kurzer Hand habe ich meine Übungs-DVD rausgeholt und wieder mal eine Stunde Pilates gemacht. Es tat mir sooo… gut! Das hatte ich vom Körpergefühl völlig vergessen! Danach bin ich quasi durch den Raum geschwebt, ein paar Zentimeter aufrechter und größer! Mein Rücken hat sich schön warm und locker angefühlt. Ich habe beim Üben gemerkt, dass ich ganz bei mir und meinem Körper war. Ich habe teilweise die Augen geschlossen und in mich hinein gespürt, wie sich die Bewegungen anfühlen. Daher konnte ich es so richtig genießen!
Auch jetzt, wo ich darüber schreibe, merke ich wieder, wie sehr mich das Pilates-Training in seinen Bann zieht. Ich habe das Bedürfnis, mich dort wieder reinzufinden, stärker zu werden und besonders meinem Rücken etwas Gutes zu tun. Kurz: Ich will das gute Gefühl von damals wiederhaben!
Gestern Abend ist mir dann plötzlich wieder eingefallen, dass ich damals nach meiner Abizeit sogar mal überlegt habe, ob ich mich nebenbei als Pilates Trainerin ausbilden lasse. Einfach weil es mir so gut getan hat und ich es für mich bis in die Feinheiten richtig lernen wollte. Ich habe es letztendlich nicht gemacht, weil die Ausbildungsorte irgendwo in Hamburg, München und Co. waren und weil es mal locker 2000€ gekostet hätte, aber mein Wunsch war damals da! Seltsam…warum mir das gerade gestern Abend wieder eingefallen ist? Ich habe all die Jahre nicht daran gedacht.
Ich werde jetzt auf jeden Fall wieder mehr Pilates machen und mal darüber nachdenken, ob ich da vielleicht mehr draus machen will.
Euch kann ich nur empfehlen, es zumindest einmal auszuprobieren! Wenn ihr keinen Kurs besuchen könnt, dann probiert es mit der DVD „Pilates Workout“ von Anette Alvaredo und Susan Atwell. Sie ist wirklich klasse, auch für Einsteiger! Schön finde ich daran, dass auch das Aufrichten des Körpers und das Powerhouse erklärt werden, bevor mit den Übungen losgelegt wird.
Habt ihr schon einmal Pilates ausprobiert? Trainiert ihr regelmäßig? Welche Veränderungen habt ihr an eurem Körper bemerkt?