Ich kann es immer noch nicht glauben! Ich habe es wirklich geschafft! Am vergangenen Sonntag bin ich meinen ersten offiziellen Halbmarathon tatsächlich (deutlich) unter 2 Stunden gelaufen! Und dass trotz einer noch nicht ganz abgeklungenen Erkältung! 1:56:59 steht nun auf meiner Urkunde…Wahnsinn! Aber das Wichtigste für mich ist dabei: Ich habe mich super wohlgefühlt beim Laufen!
In den vergangenen 12 Wochen meines Halbmarathon-Trainings, welches ich mit meinem Laufcoach Heiko Wache von Laufen total angegangen bin, hatte ich zugegebenermaßen absolute Höhen und Tiefen! Totale Motivation am Anfang, ganz viel Spaß im Training, neue Trainingsmethoden, Entdecken unbekannter Laufstrecken in meiner neuen Heimat, dann eine stressige Zeit durch unseren Hauseinzug, kaum Zeit zum Trainieren, Verbissenheit, Zwangspause, Nierenbeckenentzündung, viele Fragen, Rückbesinnung auf den natürlichen Spaß am Laufen, Selbstsicherheit, Erkältung, Zweifel, Tränen, Beten, Vorfreude, Aufregung, neue Motivation, Unterstützung durch meine Lieben, Siegessicherheit und letztendlich einen wunderschönen ersten offiziellen Halbmarathon in meiner Heimatstadt Braunschweig! Trotz dem in den Vorbereitungswochen bei Weitem nicht alles perfekt gelaufen ist, werde ich die letzten Wochen und das, was ich dort gelernt habe, nicht vergessen. Und am allermeisten wird mir natürlich der Lauftag selbst in Erinnerung bleiben.
Schon morgens beim Aufstehen war ich total aufgeregt. Ich hatte den Abend vorher alles rausgelegt, damit ich am Tag X nichts vergesse. Laufschuhe, Socken, meine Startnummer, Sicherheitsnadeln, Chip für die Zeiterfassung, Traubenzucker, Taschentücher, Wasser, Pulsuhr, Brustgurt, iPod, Kopfhörer usw. – nur meine eigentlichen Laufklamotten packte ich spontan! Um 11 Uhr sollte der Halbmarathon in Braunschweig beginnen und es war eine gute Entscheidung, bereits 1,5 Stunden vorher da zu sein. So konnte ich zum einen den Start der Marathonläufer mitansehen und zum anderen alle nötigen Vorbereitungen treffen.
Ich war super froh, dass ich so tolle Unterstützer dabei hatte, denn durch die Aufregung war ich ganz schön durch den Wind! Etliche Toilettengänge, aus den Händen fallende Sicherheitsnadeln und T-Shirt-Wechsel 5 Minuten vor dem Start! :-) Ich habe es ihnen und mir nicht leicht gemacht. Scherzhaft sagte ich vorher noch: „Ich hoffe, ich kann endlich laufen, dann werde ich garantiert ruhiger.“ Und genauso war es auch! Als um 11 Uhr der Startschuss fiel und sich die kleine laufende Menschenmasse mit rund 400 Läufern in Bewegung setzte, konnte ich endlich durchatmen. Ich musste an nichts mehr denken, ich lächelte, ließ mich einfach nur noch anfeuern und lief mit meiner Lieblingsmusik in den Ohren los! Nach ungefähr 800 Metern stellte ich fest, dass ich meine Pulsuhr gar nicht gestartet hatte, so dass meine Zeitmessung nicht synchron mit meinem Lauf lief, aber das störte mich überhaupt nicht mehr. Ich lief einfach. Beziehungsweise ES lief einfach…
Schon beim ersten Kilometer hatte ich mein Tempo. Da ich eine Zielzeit von 1:59:59 erreichen wollte, wählte ich ein Tempo von 5:40 bzw. etwas darunter. Und so pendelte ich mich bei einer Pace von 5:30-5:38 ein. Die Kilometer flogen nur so dahin. Ich konnte meinen Augen gar nicht trauen, als ich auf einmal an der zweiten Verpflegungsstation bei Kilometer 11 ankam. Die Hälfte war schon geschafft! Zu Helene Fischers „Atemlos“ trank ich einen Becher kühles Wasser und lief strahlend weiter. Das Einzige, was mich während des gesamten Laufs störte, war meine laufende Nase. Daran merkte ich, dass ich eben noch nicht ganz fit war. Aber ausreichend Taschentücher halfen mir auf meinem Weg. Ab dem 13. Kilometer befand ich mich dann auf meiner bekannten, „alten“ Laufstrecke in Braunschweig rund um den Südsee. Es kam mir auf einmal gar nicht mehr wie ein offizieller Lauf vor, da dort auch viele Spaziergänger, Hundefreunde und Radfahrer unterwegs waren. Das Wetter war einfach perfekt dafür und ich war sehr froh, dass ich mich in letzter Minute vor dem Start doch noch für mein kurzärmeliges T-Shirt entschieden hatte. Mit dem 16. Kilometer wurde es dann schwerer. Ich spürte deutlich meine Beine und es bereitete mir zum ersten Mal Mühe, bei meinem fast schon natürlichen Lauftempo von 5:40 Minuten pro Kilometer zu bleiben. Doch ich wusste bereits zu diesem Zeitpunkt, dass ich meine Zielzeit von 1:59:59 auf jeden Fall schaffen würde. Ab Kilometer 18 nahm ich rund um mich herum kaum noch Natur und Menschen wahr. Ich war einfach nur bei mir selbst und konzentrierte mich fast schon meditativ auf meinen Lauf. Als ich das Kilometerschild 20 passierte, horchte ich kurz in mich hinein, ob ich mein Tempo noch einmal anziehen wollte. Ein bisschen was ging noch! Doch zum letzten Sprint setzte ich erst ca. 300 Meter vor dem Zieleinlauf an, denn hier erblickte ich meine Familie und Freunde, die mich lautstark und mit einem selbstgebastelten Schild „Go! Krissi, go!“ anfeuerten. Ich hatte Tränen in den Augen. Ich gab alles! Auf den letzten Metern überholte ich sogar noch eine Läuferin und kam im Ziel an!
Zu diesem Zeitpunkt wusste ich meine Endzeit noch gar nicht, da die Uhr nur die Zeit für den Marathon anzeigte, die eine Stunde vor mir gestartet waren. Im Ziel angekommen war ich einfach nur super glücklich und erleichtert! Ich strahlte mit rotem Kopf und ging wankend erst zum Getränkestand und dann zu meinen Unterstützern! Meine Medaille holte ich fast schon beiläufig ab, denn mein Glücksgefühl und mein eigener Stolz reichten mir bereits aus. Ich hatte trotz noch abklingender Erkältung meine beiden Ziele für diesen ersten Halbmarathon erreicht: Ich hatte einen wunderschönen Lauf UND ich habe meine Zielzeit von 1:59:59 sogar um 3 Minuten „unterlaufen“.
Zurück zuhause gönnte ich mir gleich eine schöne, heiße Badewanne und zwei Stunden Schlaf – das Beste, was ich tun konnte! Und erst danach befriedigte ich mein drittes großes Bedürfnis und kochte mir eine riesige Portion Nudeln mit Ei und Brokkoli. Das war mein großer Tag!
Ich glaube, rückblickend hätte ich nicht viel anders gemacht. Ich hatte im Vorfeld durch die Trainingspläne von meinem Laufcoach Heiko eine wunderbare Vorbereitung (EIN GROSSES DANKESCHÖN AN DICH!!) und trotz einiger Widrigkeiten einen großartigen Halbmarathon inkl. der besten Unterstützer an der Strecke, die ich mir nur wünschen konnte! Meine wichtigste Lektion an diesem Tag…? Auf meinen Körper hören! Sei es bei der Wahl meiner Laufkleidung (trotz Last-Minute-Umziehen), meinen Trinkpausen zwischendurch, meinem gewählten Tempo oder auch meinem „Care-Paket“ hinterher. Ich habe den ganzen Tag versucht, mir genau das zu geben, was ich brauchte, und – ganz wichtig – mich ausreichend selbst zu feiern! SHAKA!