Ein schöner Irrglauben, den viele von uns haben, ist der, dass wir glauben „Fehler sind etwas Schlechtes“.
Wir lernen von Kindesbeinen an, dass wir keine Fehler machen dürfen. Natürlich nicht so offensichtlich und es gibt auch den versöhnlichen Ausspruch: „Aus Fehlern lernt man“. Aber eigentlich wollen wir gar nicht aus Fehlern lernen. Wir wollen keine Fehler machen, weil viele Menschen dann unbewusst glauben, dass andere dann weniger von uns halten und unsere Fehler als Zeichen der Schwäche sehen. Aus Angst Fehler zu machen, tun wir viele Dinge halbherzig oder lieber gar nicht. Und wenn wir doch mal Fehler machen, dann kämpfen die meisten instinktiv mit dem Wunsch, diesen Fehler vertuschen zu wollen, denn „wenn du einen Fehler machst, dann erscheinst du dumm und lächerlich“.
Natürlich spielt sich das alles nicht bewusst in unseren Köpfen ab. Es findet in unserem Unterbewusstsein ab. Dabei handelt es sich um ein jahrzehntelang gelerntes Programm, welches in unserem Gehirn abgerufen wird.
Ich selbst kenne dieses Problem sehr gut. Im Alltag ertappe ich mich oft dabei, dass ich die Fehler, die ich mache, versuche zu vertuschen. Immer da, wo ich in etwas besonders gut und kompetent sein möchte, passiert mir das. Zum Teil lüge ich sogar nahezu instinktiv, wenn es kurz davor steht, dass einer meiner kleinen Fehler aufgedeckt wird. Dann frage ich mich im nächsten Moment: „Wieso habe ich denn jetzt gelogen? Eigentlich habe ich doch nichts zu verbergen“….aber es ist nun mal so, kleine Notlügen sind so viel einfacher als zu sagen: „Es tut mir leid, das war mein Fehler. Ich habe es falsch gemacht!“ Manchmal versuche ich auch, meine gemachten Fehler wegzudiskutieren, obwohl ich genau weiß, was ich falsch gemacht habe.
Wie kann man also mit diesem Irrglauben endlich aufräumen, wenn er doch so sehr unserem Leben schadet?
Lazarus und Fay – zwei psychologische Experten – schlagen in ihrem Buch „Ich kann, wenn ich will“ folgende gegensteuernde Gedankengänge vor:
1. Wenn andere Menschen entdecken, dass auch du Fehler machst, dann sind sie erleichtert und finden dich sympathischer.
2. „Aus Fehlern lernt man“ ist nicht nur ein blöder Spruch, sondern legt die Wahrheit offen. Wenn du dir selbst keine Fehler zugestehst, verwehrst du dir die Möglichkeit zur persönlichen Weiterentwicklung.
3. Wenn du ständig versuchst, ohne Fehler zu sein (was wohl kaum möglich ist), bist du ständig auf der Hut und musst Ausreden und Vertuschungstaktiken für mögliche Fehler parat haben.
Diese Gedanken sind ja gut und schön, aber was kann ich denn nun tun, um diesem Irrglauben wirklich zu entkommen. Auch dazu haben Lazarus und Fay ein paar Ideen für uns:
1. Lenke die Aufmerksamkeit mal bewusst auf einen Fehler, den du gemacht hast und beobachte dein Gefühl dabei. Fühlt es sich wirklich so schlimm an? Wie reagieren die anderen auf deinen Fehler? Kannst du vielleicht sogar etwas Positives aus deinem Fehler ziehen?
2. Erzähle Freunden etc. von deinen größten Fehlern! Koste sie richtig aus und beobachte wiederum dein Inneres dabei! Was erzählen dir danach deine Freunde im Austausch? Vielleicht kannst du sogar über deine größten Fehler lachen?!
3. Mach mal bewusst einen kleinen Fehler. So kannst du deine Reaktion darauf viel besser kontrollieren.
4. Führe ein kleines Notizbuch und notiere über einen beliebigen Zeitraum, wenn du dich dabei erwischst, einen Fehler zu vertuschen, oder aus Angst einen Fehler zu machen, gar nicht handelst. Damit machst du dir deine Fehler bewusst und kannst dein Verhalten besser kontrollieren. Am Ende einer Woche schaust du dir die Fehler und Reaktionen an.
Im ersten Moment erschienen mir diese Vorschläge doch etwas befremdlich. Aber je länger ich mal bewusst darüber nachdenke, desto mehr will ich sie zumindest einmal ausprobieren.
Ich könnte mir gut vorstellen, demnächst mal bewusst einen kleinen Fehler zu machen oder von einem meiner Fehler zu erzählen, und dabei die Reaktion meiner Mitmenschen zu beobachten. Aber natürlich will ich auch sehen, wie es mir dabei geht. Ist es wirklich so unangenehm? Ich werde es sehen!
Kennt ihr diesen Irrglauben auch? Wie geht ihr mit Fehlern um?