Hast du schon einmal von Shinrin-Yoku gehört? Klingt wie ein Gericht, das man in einem asiatischen Restaurant bestellen könnte? Nein, nicht ganz, aber aus Asien kommt dieser Trend schon, genauer gesagt aus Japan. Was Shinrin-Yoku mit deiner Gesundheit zu tun hat und wie es zu deinem Wohlbefinden beitragen soll, möchte ich dir in diesem Artikel erzählen.
Warum wir ein Waldbad dringend nötig haben
Man muss keine Statistiken kennen, um zu wissen, dass Stress in unserer Gesellschaft ein ernstzunehmendes Problem darstellt. Auch du kennst bestimmt Verwandte oder Menschen in deinem Freundeskreis, die enormem Stress ausgesetzt sind. Vielleicht leidest du sogar selbst darunter. Die genauen Zahlen haben mich allerdings wirklich schockiert. Bereits jeder fünfte Arbeitnehmer leidet unter den gesundheitlichen Folgen von Stress bis hin zum Herzinfarkt und sogar jeder dritte fühlt sich im Job erschöpft oder sogar ausgebrannt. Hinzu kommen degenerative Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Krebs. Diese treten in den letzten Jahren aus verschiedensten Gründen immer häufiger auf. Grund genug, um sich den Trend aus Japan einmal genauer anzusehen.
Einfaches Prinzip, große Wirkung
Shinrin-Yoku ist ein Begriff, der Anfang der 80er Jahre vom japanischen Ministerium für Landwirtschaft, Forsten und Fischerei begründet wurde. Zu Deutsch bedeutet er so viel wie „Waldbaden“. Gemeint ist damit natürlich kein Bad im Wald, sondern viel mehr in die wohltuende Atmosphäre des Waldes einzutauchen. In Japan und Südkorea wird das Waldbaden inzwischen sogar als Therapieform eingesetzt. Auch Wissenschaftler und Ärzte konnten die positiven Effekte auf unsere Gesundheit bestätigen. Doch obwohl wir in Deutschland mit elf Millionen Hektar Wald gesegnet sind, nehmen wir uns selten Zeit, die Schätze dieses Naturraums zu entdecken.
A walk in the forest a day, keeps the doctor away
Natürlich ist das Waldbaden keine „Wunderpille“, aber es hat doch einige sehr positive Auswirkungen auf unsere physische, aber auch auf unsere psychische Gesundheit. So senkt das Waldbaden nachweislich den Blutdruck und hat eine entspannungsfördernde Wirkung. Auch dein Immunsystem profitiert von einem Bad im Wald ungemein. So wurde herausgefunden, dass während eines Waldspaziergangs fast doppelt so viele weiße Blutkörperchen gebildet werden wie davor. Diese sogenannten Killerzellen sind bekannt dafür, dass sie nicht nur körperfremde Keime bekämpfen, sondern vor allem auch Krebszellen. Die Nippon Medical School fand heraus, dass Menschen, die sich oft im Wald aufhalten deutlich seltener an Krebs erkranken als andere Menschen. Außerdem werden bei einem Waldspaziergang Hormone ausgeschüttet, die Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes vorbeugen. Wenn du mehr darüber erfahren willst, findest du hier umfassende wissenschaftliche Informationen.
Was dem Körper gut tut, kann für die Seele nicht schlecht sein
Aber nicht nur unser Körper profitiert von den positiven Effekten des Waldes, auch unsere Psyche macht bei einem Waldbad einen Freudensprung. So hilft die Waldumgebung nicht nur, unser Stresslevel zu senken, sondern lässt unseren Körper auch Unmengen an Hormonen ausschütten, die wiederum unsere Stimmung aufhellen. Besonders bei depressiven Erkrankungen kann regelmäßiges Waldbaden sehr wirksam sein. Außerdem hat man herausgefunden, dass auch unsere Tatkraft und Energie im Allgemeinen ansteigt, wenn wir uns viel im Wald aufhalten. Neben mehr Energie verhilft uns das Waldbaden nachweislich auch zu einem besseren Schlaf, einer erhöhten Konzentration und steigert unser allgemeines Wohlbefinden. Sogar das Knüpfen sozialer Beziehungen soll durch das gemeinsame Erlebnis im Wald erleichtert werden.
„Erst im Wald kam alles zur Ruhe in mir, meine Seele wurde ausgeglichen und voller Macht.“ (Knut Hamsun)
Um von den Vorteilen des Shinrin-Yoku zu profitieren, soll es weniger wichtig sein, weite Strecken in schneller Geschwindigkeit zurückzulegen. Beim Waldbaden geht es viel mehr darum, den Wald mit allen Sinnen zu erfahren. Dabei ist die Heilkraft am höchsten, je regelmäßiger man das Waldbaden praktiziert. Inzwischen kann man sogar ein Zertifikat zum Guide für Waldbaden machen und die Universität Rostock bereitet sogar einen Ausbildungsgang zum Waldtherapeuten vor. Den ersten anerkannten Heilwald gibt es übrigens in Heringsdorf auf der Insel Usedom.
Ab in den Wald!
Wenn du nicht auf eigene Faust loslegen, sondern mit einem zertifizierten Guide in das Waldbaden eintauchen möchtest, kannst du gern auf dieser Webseite vorbeischauen. Dort findest du eine interaktive Karte, in der alle Standorte auf der ganzen Welt verzeichnet sind, in denen du einen Guide finden kannst. In Deutschland gilt das inzwischen für Berlin und Hamburg, aber weitere Orte sollen folgen. Mehr Informationen rund um Shinrin-Yoku findest du außerdem hier und inzwischen sind auch einige Bücher zu dem Thema erschienen.
Brauchst auch du dringend ein entspannendes Waldbad?
Ich finde die Idee hinter dem Waldbaden wirklich toll. Ich kenne es aus meinem eigenen Alltag nur zu gut, dass ich mir einerseits selbst viel Stress mache, aber meine Gesundheit und mein Wohlbefinden hintanstelle und auf später verschiebe. Dabei sollte das in unserem Leben eigentlich allerhöchste Priorität haben und so langsam scheint dahingehend eine Veränderung in unserem Denken stattzufinden.
Wie sieht es bei dir aus? Leidest du unter starkem Stress oder tust du bewusst etwas, um der Stressfalle zu entkommen? Ich verlinke hier gern mal Kristins Artikel zum Stresstest, in dem du mal checken kannst, wie gestresst du (teilweise auch unterbewusst) eigentlich bist und in diesem Beitrag zeigt dir Kristin eine Technik, wie du gegen Stress vorgehen kannst. Ich freue mich, wenn du deine Erfahrungen dazu oder aber auch zum Waldbaden in den Kommentaren mit mir teilst :-)
Fotocredit: Jonas Schnurre