Es gibt für die berühmte Aufschieberitis ein schönes Wort: Prokrastination. Bestimmt ist es dir schon mal in der Schulzeit, der Ausbildung oder dem Studium untergekommen. Es meint, den Drang wichtige, zu erledigende Aufgaben auf später zu verschieben. Insbesondere das Lernen war damals gemeint! Statt die Hausaufgaben zu machen oder die Diplomarbeit zu schreiben, haben wir uns lieber mit anderen, schöneren Dingen abgelenkt, bis es zeitlich ganz schön knapp wurde. Kennst du das? Prokrastination kann zu einem ordentlichen Problem werden und irgendwo tief in uns wussten wir eigentlich schon, dass es nicht so schlau war.
Die Aufschieberitis des Glücks
Interessanterweise benutzen wir das Wort Prokrastination nie, wenn wir von unserem Lebensglück sprechen. Doch viele Menschen verhalten sich in gleicher Weise. Wir verschieben unser Glück auf später. Der meist gebrauchte Satz dafür ist: Wenn ich erst mal…
- 5 Kilo abgenommen habe,
- die Rückenschmerzen los bin,
- diese tolle Reise gemacht habe,
- den Job gewechselt habe,
- 5.000€ gespart habe,
- meinen Partner geheiratet habe,
- mich von meinem Partner getrennt habe,
- schwanger bin,
- die Kinder aus dem Haus habe,
- eine Gehaltserhöhung bekommen habe,
- oder den Umzug in die neue Wohnung geschafft habe,
….dann bin ich endlich glücklich! In den Mittelteil dieses Satzes kannst du dein persönliches „Warum du dein Glück auf später verschiebst“ einsetzen. Ich bin mir sicher, du hast diese Glücksprokrastinations-Formel auch schon einige Male bewusst oder unbewusst ausgesprochen oder zumindest gedacht. Mir ging es nicht anderes!
Ich bin dann mal später glücklich…
Ich kann mich noch gut erinnern, als ich 2011 auf das Ende meines berufsbegleitenden MBA zuging. Damals dachte ich auch: „Wenn ich erst mal die Masterarbeit abgeben habe, dann bin ich frei und wahnsinnig glücklich.“ Irgendwann kam der langersehnte Moment. Ich stand vor dem Postfach meiner Uni, hatte ein schweres Paket mit 3 gebundenen Exemplaren meiner Masterarbeit in meiner Hand und seufzte erleichtert auf, als ich es übergab.
Doch mehr als das Seufzen kam erst einmal nicht. Ich war irritiert, ja fast in Panik. Ich muss doch jetzt verdammt noch mal diese unendliche Leichtigkeit, dieses Super-Glück und dieses „Nun-steht-mir-die-Welt-offen-Gefühl“ spüren. Es kam nichts. Kein Konfetti-Regen, kein Gefühlsfeuerwerk! Nichts! Und diese Leere war ein guter Spiegel dafür, dass mein Glück nicht in der Abgabe meiner Masterarbeit lag. Ich habe es vielmehr über einige Jahre ganz hinten in die Ecke verfrachtet und nun wusste ich eigentlich gar nicht mehr, wo das liebe Glück überhaupt zu finden war! Ich musste es erst wieder suchen und mühsam herausfinden, was mein Glück eigentlich ist.
So geht es vielen. Wenn ich mich in meinem Umfeld umschaue, dann fällt mir heute die magische Prokratinationsformel immer häufiger auf. Erst wird das Glück fleißig bis zum nächsten Wochenende verschoben, dann bis zum nächsten Urlaub und zuletzt bis zur Rente, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, ob das gut und sinnvoll ist.
Was ist, wenn das „später“ nie kommt?!
Bei genauerem Hinsehen fällt uns auf, wie fatal es eigentlich ist, unser Glück in die Ferne zu verschieben. Wenn wir das, was wir eigentlich wollen, immer wieder aufschieben, dann werden wir es nie erreichen. Unser ersehnter Zustand des Glücklichseins wird immer in der Zukunft liegen. Immer müssen wir noch irgendetwas erreichen oder es muss irgendetwas passieren, damit wir unser Glück vermeintlich spüren. Es ist wie die Möhre, die am unerreichbaren Stöckchen hängt. Zwar in Sichtweite, aber immer einen Schritt entfernt.
Außerdem steckt in der Prokrastination des Glücks noch eine weitere Tücke! Du hängst dein Glück an willkürliche Ereignisse in der Zukunft, von denen du zwar glaubst, aber nicht weißt, ob sie dich am Ende glücklich machen. Der MBA-Titel, die Hochzeit, das erste Kind, die Gewichtsabnahme oder die Rente. Alles sind nur großartige Hüllen dafür, die Verantwortung für dein Glücksempfinden weiterzuschieben. Nur holt es dich irgendwann ein! Dann stehst du letztendlich ratlos und unzufrieden da, wenn die Ereignisse eintreten und wir trotzdem nicht dauerhaft glücklich sind.
Sorge heute für dein Glück!
Meine Mama hat früher immer so schön gesagt: „Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen!“ Mich hat dieser Satz sehr geprägt, obwohl ich ihn erst in den letzten Tagen einmal bewusst auf mein Glück angewendet habe. Und er stimmt! Denn in dieser schönen Redewendung liegen zwei wichtige Worte: „heute“ und „besorgen“, also selbst aktiv sein. Nicht mehr und nicht weniger brauchen wir zu unserem Glück verstehen! Wir können heute sofort glücklich sein, wenn wir selbst die Verantwortung übernehmen, unsere Gedanken zum Positiven verändern und dementsprechend handeln.
Als ich diese Lektion vor einigen Jahren wirklich verstanden hatte, tat sich mir eine neue Welt auf! Ich muss bzw. darf mich für mein Glück verantwortlich fühlen und mich selbst darum kümmern. Es liegt nie im Außen und auch nie in weiter Ferne. Das war für mich persönlich ein absoluter Gamechanger, wie es so schön heißt. Ich konnte endlich sehen, wie viel Macht ich besaß und wie nah mein Glück doch war, egal, was in meinem Leben zur Zeit los war.
Heute kümmere ich mich jeden Tag um mein Glück und mein Wohlbefinden. Ich denke Gedanken, die mich glücklich machen, ich tue Dinge, die mich glücklich machen, ich treffe Menschen, die mein Wohlgefühl spiegeln und vieles mehr. Mein Glück ist zu meiner allerhöchsten Priorität geworden und ich denke gar nicht daran, es aufzuschieben! Ich lenke meinen Fokus ganz bewusst in Richtung Glück und ich genieße den Augenblick!
Das Universum will nur, dass du glücklich bist!
Im Kurs in Wundern steht ein Satz, den ich mir schon so viele Male durchgelesen und aufgeschrieben habe: „Gott (das Universum) will nur, dass du glücklich bist. Deine einzige Funktion hier ist es glücklich zu sein.“ Nun gut, wir haben sicher noch andere Funktionen, aber es lohnt sich aus meiner Erfahrung absolut den Fokus ganz besonders darauf zu lenken und dafür zu sorgen, dass wir glücklich sind. Es öffnet so viele Türen!
Warum also den Umweg gehen und unser Glück aufschieben und/ oder in Dingen suchen, die wir in fünf Tagen, fünf Wochen oder gar fünf Jahren haben werden?! Wir brauchen nicht erst 5 Kilo abnehmen, die letzte Studienprüfung schaffen oder die Kinder großgezogen haben, um endlich glücklich zu leben. Wir können direkt über Los ziehen und mit den richtigen Gedanken und dem richtigen Tun dafür sorgen, dass wir schon heute glücklich sind.
Ich sitze beispielsweise gerade auf meinem kuscheligen Sofa, trinke einen köstlichen Tee und genieße es, diese Worte zu schreiben, die mir mein Herz diktiert. Ich bin voll und ganz in diesem Moment, ich spüre mich und ich möchte gerade nichts anderes tun als das. Natürlich habe ich viele schöne und ambitionierte Pläne und Visionen für die Zukunft, doch ich liebe es einfach, den Moment voll auszukosten und einfach da zu sein. Ich bin erfüllt und glücklich und es ist so leicht…!
Daher gehe einmal in Ruhe für dich durch: Wo verschiebst du vielleicht noch dein Glück auf später? Welches sind deine Ausreden? Und was kannst du stattdessen dafür tun, um genau jetzt Glück zu empfinden? Welche Gedanken helfen dir dabei? Und was kannst du aktiv machen, um deinem Glück auf die Spur zu kommen?
Denn auch du kannst aufhören, Umwege zu gehen und lieber direkt an deinem Glücksempfinden arbeiten. Mach dich selbst jetzt glücklich und genieße den Augenblick! Es lohnt sich so sehr und ich wünsche dir ganz viel Freude auf diesem Weg!
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