Nachdem wir uns im ersten Kapitel von „Ich könnte alles tun, wenn ich nur wüsste, was ich will“ mit den Erwartungen der anderen an uns beschäftigt haben, geht es heute in Kapitel 2 um die schwierige Frage, wie man eigentlich sein persönliches Glück… sein zufriedenes, selbstbestimmtes Leben findet.
Ich kann euch an dieser Stelle gleich sagen: Barbara Sher hat hier nicht die ultimative Lösung auf diese Frage für uns parat. Sonst hätte ich wahrscheinlich nur noch dieses Kapitel gelesen und wäre danach aufgebrochen in mein Traumleben.
Nein, Barbara Sher gibt uns in diesem kurzen Kapitel einige wichtige Denkanstöße, WIE wir uns auf den Weg machen können. Denn die Suche und Findung unseres Glücks hat erst begonnen…
Was ist das größte Problem, von Menschen, die permanent das Gefühl haben, dass sie nicht 100%ig glücklich in ihrem Leben sind, aber gleichzeitig auch nicht wissen, was dieses fehlende Etwas ist?
Sie haben das Gefühl in dieser Situation festzustecken. Sie sehen andere, die absolut zufrieden erscheinen und fragen sich, wie diese Menschen so glücklich geworden sind. Gleichzeitig beginnen sie an sich selbst zu zweifeln: Warum bin ich nicht so glücklich? Was mache ich falsch? Bin ich zu anspruchsvoll? usw.
Ja, genau diese Fragen stelle ich mir von Zeit zu Zeit auch und zermürbe mich damit selbst. Was ich in dieser Zeit der vielen Gedanken aber nicht getan habe, ist zu handeln.
Wir Menschen neigen dazu, erst einmal abzuwarten und auf eine „göttliche Eingebung“ oder ähnliches zu warten…aber genau das ist laut Sher der Fehler. Gerade für Menschen, die nicht wissen, was sie im Leben erfüllt und glücklich macht, ist Handeln absolut notwendig.
Aber wie soll ich denn handeln, wenn ich gar nicht weiß, was ich eigentlich will? Was soll ich denn machen?
Die Antwort ist ganz einfach: Tue irgendwas! Probiere einfach aus! Und lass dich dabei von deinen Wünschen und spontanen Einfällen leiten!
Dieses Verhalten hat 4 Vorteile:
1.) Durch die Aktivitäten kann man besser nachdenken.
Wir neigen dazu, viele Dinge einfach nur im Kopf auszuprobieren und uns theoretisch zu überlegen, wie es wäre, wenn ich zum Beispiel einen Job als Fitnesstrainer oder als selbstständiger Berater hätte. Dabei versuchen wir alle erdenklichen Fälle und Unwägbarkeiten abzuwägen. Doch wie wäre es, wenn man mal einen klitzekleinen Schritt in diese Richtung unternehmen würde? Zum Beispiel könnten wir mit jemandem sprechen, der so etwas tut oder wir könnten, es mal als Probe in ganz kleinem Kreis austesten, wie es sich anfühlt, so etwas zu machen. Reale Erfahrungen zeigen uns, wie sich die Tätigkeit anfühlt und ob wir uns damit gut fühlen. Das ist tausendmal besser als täglich darüber nachzudenken.
2.) Die Aktivität fördert unser Selbstwertgefühl.
Wir verharren nicht nur in der Passivität, weil wir nicht genau wissen, was wir tun wollen. In vielen Fällen wissen wir es vielleicht unterbewusst, aber trauen uns nicht, diesen Wunsch zu haben….aus welchen Gründen auch immer. Das nennt man Angst.
Wir haben Angst davor. Doch wenn wir etwas tun – wieder nur in Minischritten -, dann wächst unsere Selbstachtung und wir stärken uns mental, da wir den Kreis unserer Gewohnheiten verlassen haben. Auch wenn wir dann feststellen, dass uns das doch kein Spaß macht oder wir einfach keine guten Erfahrungen gemacht haben, dann ändert das nichts daran, dass wir es probiert haben. Wir sind um eine Erfahrung reicher geworden und verharren nicht weiter in Passivität.
3.) Der Zufall spielt uns oft in die Karten.
Wenn wir uns in Bewegung setzen und uns entscheiden, gewisse Dinge ausprobieren, dann verändern wir die Situation. Wir erleben etwas, wir fühlen etwas. Das führt dazu, dass wir bald vor einer neuen Entscheidungssituation stehen. Und wenn wir auch hier wieder aktiv sind und wieder Neues ausprobieren, dann stehen wir bald vor der nächsten Situation. Es ist quasi eine Kettenreaktion, denn durch unsere Aktivität eröffnen sich immer wieder neue Möglichkeiten, an die wir vorher gar nicht gedacht haben oder von denen wir nicht mal wussten, dass es sie überhaupt gibt.
Bei diesen Aktivitäten und kleinen Entscheidungen sollten wir uns von unseren Wünschen und Gefühlen leiten lassen…so kommen wir nach einiger Zeit immer näher zu dem, was wir lieben und von dem wir träumen.
4.) Wir haben einen großartigen Instinkt.
Wir müssen nur lernen, unserem Instinkt auch zuzuhören und ihm zu vertrauen. Es wird immer wieder Situationen geben, in denen ein Gedanke in uns aufkeimt und wir versuchen, ihn sofort durch rationale Argumente niederzustrecken. Doch hier sollten wir einen Schnitt machen und diesen Gedanken einmal ganz neutral aufnehmen und ihm eine Chance geben. Manchmal kommen wir auch über die unmöglichsten Umwege zu dem, was wir uns wünschen. „In unseren Sehnsüchten steckt eine Wahrheit, die größer ist als das, was wir mit unserem rationalen Verstand begreifen können“, schreibt Sher.
Die Botschaft dieses zweiten Kapitels ist also ganz klar: „Leg los! Tu etwas! Werde aktiv! Dann wirst du dein Glück irgendwann finden.“
Tja, wenn das nur so einfach wäre… Als ich das Kapitel gelesen habe, war die Botschaft zwar angekommen und seien wir mal ehrlich, sie stimmt zu 100%. Wenn ich nichts tue und nur verharre, dann kann sich auch nichts ändern. Nur wenn ich aktiv werde, kann ich etwas finden, was mir Erfüllung und Zufriedenheit im Leben bringt.
Doch – und so geht es euch bestimmt auch – tun sich da allein bei dem Gedanken an erste Schritte so riesige Widerstände in mir auf:
„Wo soll ich denn anfangen?“
„Ich will so vieles.“
„Ich weiß gar nichts.“
„Ich kann mein Leben doch nicht total über den Haufen werfen.“
„Das, was ich will, ist irgendwie sinnlos.“
…und was da noch so für Gedanken auftauchen.
Das Thema der Widerstände – Kapitel 3 – ist eines der wichtigsten Kapitel aus dem Buch und zieht sich wie ein roter Faden durch. Denn Sher ist sich sicher: Eigentlich wissen wir ganz tief in unserem Herzen, was wir wollen! Wir müssen es nur mit unserem Bewusstsein finden und akzeptieren.
Und das ist auch, was ich aus diesem zweiten Kapitel gelernt habe…