„Wir brauchen nicht zu lernen, wie wir Dinge loslassen können; wir müssen einfach nur lernen, es zu erkennen, wenn sie schon fort sind.“ – Suzuki Roshi
Heute habe ich das langersehnte und doch irgendwie befürchtete „Nostalgie“-Wochenende bei meinen Eltern zuhause begonnen. Es ging darum, alte Sachen (Schulunterlagen, Studienunterlagen, alte Sachen aus meinem Kinderzimmer etc.) auszumisten. Das habe ich mir schon lange vorgenommen….eigentlich seitdem ich 2009 von zuhause ausgezogen bin, aber irgendwie habe ich es immer nicht geschafft…
Als ich heute losgelegt habe, ist mir aber sehr deutlich geworden, dass ich mich immer davor gedrückt habe, weil ich doch sehr an den alten Sachen hänge. Es sind viele schöne Erinnerungen damit verbunden und als ich die Sachen so durchgeblättert habe, kamen viele Gedanken und Erinnerungen wieder zum Vorschein.
Komisch, denn an manche Sachen habe ich jahrelang nicht gedacht oder wusste gar nicht mehr, dass es sie noch gibt, aber als ich sie dann „ausgegraben“ habe, da waren sie auf einmal wieder lebendig und wichtig für mich.
Warum tun wir uns eigentlich so schwer mit dem Loslassen? Warum können wir nicht einfach nur Dinge in unserer Erinnerung aufbewahren statt in staubigen, alten Kisten in unserem Keller?
Es fällt uns so schwer, weil die alten Dinge zum Teil wie eine Schutzmauer wirken. Sie hält uns in Erinnerungen an vergangene Zeit fest, lässt uns schwelgen, uns zurückblicken, wie schön vieles damals war, was wir alles Großartiges geschafft haben….das Gefühl der Erinnerung kann traumhaft sein! Dennoch hält es uns auch zurück, in die Zukunft zu blicken. Was machen wir in der Zukunft? Wo wollen wir in den nächsten Jahren hin? Was möchten wir im Leben noch erreichen?
Das Durchgehen von alten Kisten führt dazu, dass wir uns mit wichtigen Dingen befassen: loslassen, Entscheidungen treffen (Was ist mir wichtig? Mit was kann ich mich nicht mehr identifizieren?) und Veränderungen angehen. Gleichzeitig ist Ausmisten auch so befreiend. Der alte Ballast fällt von uns ab und lässt uns leichter werden. Die ausgeräumten Stapel legen die Sicht auf die Zukunft frei und führen zu mehr Klarheit.
Es lohnt sich, einfach mal mit kleinen Schritten anzufangen. Es muss ja nicht gleich das Lieblingskuscheltier von damals sein, von dem man sich trennt. Das Gefühl der Erleichterung macht sich schnell breit, wenn man einen Schulunterlagenstapel nach dem anderen in den Papierkorb wirft. Denn seien wir mal ehrlich, was kümmert mich heute noch ein selbstgemalter Stundenplan aus der 3. Klasse? Was bringt er mir in der Zukunft? Ich habe heute erkannt, dass diese Sache schon längst aus meinem Leben fort ist, wie Suzuki Roshi so schön sagt.
Zwar erst mit 26 Jahren, aber immerhin…