Im dritten Kapitel von Barbara Sher’s Buch „Ich könnte alles tun, wenn ich nur wüsste, was ich will“ geht es um unsere inneren Widerstände, auf dem Weg, das zu finden, was wir wirklich wollen. Es ist eines meiner Lieblingskapitel aus dem Buch.
Sher stellt die simple These auf: Wenn wir nicht wissen, was wir wollen, liegt das ganz einfach daran, dass uns irgendetwas davon abhält, es herauszufinden. Wir stoßen auf inneren Widerstand, wenn wir unseren wahren Wünschen und Träumen auf die Spur kommen.
Wie können wir damit umgehen?
Es bringt überhaupt nichts, sich in diesem Moment nur gut zuzureden. Das wirkt nicht nachhaltig.
Die beste Methode, um unseren inneren Widerstand aufzulösen, ist, ihn zunächst einmal bewusst herauszulocken und ihm zuzuhören!
Wie mache ich das?
Mache einen ersten Schritt in Richtung eines Wunsches, der sich vage in deinem Kopf abzeichnet, und der Widerstand wird sofort aus seinem Versteck kommen und versuchen, dich davon abzubringen.
Ich stelle mir den inneren Widerstand wie einen großen, böse aussehenden Wachhund vor.
Solange wir diesen Widerstand nicht herausfordern, schläft er friedlich. Aber wenn wir auf einmal aktiv werden und etwas in Richtung unserer Wünsche und Träume unternehmen, dann wacht er auf, bäumt sich vor uns auf und versucht uns zu überzeugen, dass der Weg zu unseren Wünschen voller unüberwindbarer Hindernisse gepflastert ist und dass es keinen Sinn macht, diesen Weg zu gehen: „Das bringt doch nicht.“, „Das wird sowieso nichts.“ oder „Das kannst du überhaupt nicht.“
Warum gibt es diesen inneren Widerstand?
Dieser innere Widerstand möchte uns wie ein Wachhund vor Gefährlichem beschützen. Wenn wir aktiv werden und etwas für die Erfüllung unserer Träume tun, dann wittert unser Unterbewusstsein eine Gefahr. Das kann die Gefahr des Ungewissen, die Gefahr der Erfolgslosigkeit, die Gefahr ausgelacht zu werden oder was auch immer sein. Und genau das, müssen wir herausfinden. Welche Gefahr sieht unser innerer Wachhund in unseren Wünschen und Träumen?
Um seinem eigenen inneren Widerstand auf die Schliche zu kommen, gibt es in diesem Kapitel einige tolle Übungen, die man der Reihe nach durchgeht. Ich kann sie jedem nur wärmstens empfehlen! Es wird euch unheimlich weiterbringen!
Übung 1: Der Job aus dem Himmel
Lass deiner Fantasie freien Lauf und beschreibe den für dich perfekten Job. Es ist egal, ob dieses Bild realistisch ist! Beschreibe einfach, wie deine Arbeitsumgebung aussieht, welche Aufgaben du machst, wo du deinen Job tust, mit wem du arbeitest, wie viele Stunden du pro Tag arbeitest etc.
Diese Übung macht einfach total viel Spaß! Es ist herrlich ungeachtet von irgendwelchen realistischen Gedanken etwas zusammenzuspinnen. Schon nach den ersten paar Sätzen kommt man richtig in Fahrt.
Übung 2: Der Job aus der Hölle
Lass deiner Fantasie wieder freien Lauf und beschreibe den miesesten Job, den du dir vorstellen kannst in allen Details! Welchen Job würde der Teufel dir verpassen, um dich ins Elend zu stürzen?
Diese zweite Übung wird dir noch einfacher fallen! Denn jeder von uns weiß seltsamerweise ganz genau, was er nicht mag. Die Übung gibt uns ein Ventil für all die aufgestauten Gefühle in puncto Arbeit. Mir hat sie richtig viel Freude bereitet. Es war eine schelmische Freude so richtig miese Sachen aufzuschreiben. Hinterher habe ich mich ziemlich gut gefühlt.
Übung 3+4: Aus negativ wird positiv
In der dritten und vierten Übung geht es dann darum, aus dem Höllenjob einen Himmeljob in realistischer Form zu basteln. Schau dir jedes Detail deines Höllenjobs an und kehre es in das Gegenteil um! Wenn du zum Beispiel beschrieben hast, dass du den ganzen Tag nur vor dem Computer sitzt und Zahlen vor dir sieht, dann wäre das Gegenteil vielleicht ein Job ohne Computer, in dem du mit Menschen zu tun hast.
Aus dem Gegenteil des Höllenjobs und dem beschriebenen Himmeljob ergibt sich ein immer klares Bild, was dein großer Traumjob ist. Korrigiere und umschreibe ihn immer mehr, bis du wirklich mit allen Details zufrieden bist.
Ganz wichtig dabei: Denk nicht zu sehr in bestehenden Berufskatagorien, sondern lass es auf dich zukommen, was dabei herauskommt. Ebenso ist diese Beschreibung natürlich nicht in Stein gemeißelt und kann auch wieder angepasst werden.
Übung 5: Die Probe
Du hast nun ein perfektes Szenario deines Wunsches/ Traumberufs beschrieben!
Gib dir jetzt selbst das Versprechen, dass du das beschriebene Szenario umsetzen wirst! Keine Ausreden mehr, die Entscheidung steht fest! Es ist nun deine Pflicht, dies umzusetzen! Tue das Ganze für 1 Stunde und beginne sofort damit!
Mit dieser tollen Übung wird ganz sicher der innere Widerstand herausgelockt. Gleich nachdem ich diese Anweisung gelesen habe, stieg Protest in mir auf. „Wie soll ich das tun?“, „Womit soll ich anfangen?“, „Ich habe mich doch gar nicht ausführlich damit beschäftigt!“ Aber ok, ich dachte mir, dies ist die Übung und ich möchte meine inneren Widerstände kennen lernen.
Also habe ich mir mein Szenario noch mal genau angeschaut und mir einen ersten Schritt überlegt. Dieser Schritt sollte für mich nicht so einfach sein. Das kann ich euch auch nur empfehlen.
Ich erzähle euch mal von meiner Probe:
Ich habe eine Frau angeschrieben, die so etwas ähnliches beruflich tut, wie ich es in meinem perfekten Szenario beschrieben habe. Ich habe ihr meine Situation erklärt und ihr einige Fragen gestellt. Nach gut einer Stunde und tausend Überlegungen, wie ich es denn am Besten formuliere, habe ich die Mail tatsächlich abgeschickt.
Mein Herz hat mir bis zum Hals geschlagen, obwohl doch eigentlich nichts passiert ist. Ich war mir nicht mal sicher, ob sie überhaupt antworten würde. Aber ich hatte „der Welt“ von meinem inneren Wunsch erzählt. Und natürlich hat der Wachhund in meinem Kopf die gesamte Stunde über Alarm geschlagen.
Übung 6: Die Stimme des inneren Widerstands
Notiere dir direkt nach der Probestunde, welche Gedanken dir während der Probe und besonders am Anfang in den Kopf geschossen sind! Dies ist die Stimme deines inneren Widerstands. Du kennst sie jetzt.
Ich konnte nach der Probe sehr gut aufschreiben, was die Stimme in meinem Inneren gesagt hat. Sie hat die ganze Zeit gesprochen und am Ende, als ich die Mail abschicken wollte, quasi geschrien.
Das ist die Stimme meines inneren Widerstands:
Ich kann ihr, doch nicht einfach so eine Mail dazu schreiben. Wie soll ich das formulieren? Nachher lacht sie mich aus! Vielleicht klingt das auch total naiv? Was ist, wenn sie mich persönlich dazu anrufen will? Wie soll ich meinen Traum dann noch mal erzählen? Was ist, wenn sie negative Dinge schreibt? Wie gehe ich dann damit um?
Ich frage mich, ob ich wirklich vor so einer Gruppe stehen könnte. Habe ich überhaupt genug wissen dafür? Was sollte ich vorher noch lesen? Nehmen mich die Teilnehmer überhaupt ernst? Bin ich nicht zu jung dafür? Vielleicht lachen mich die Teilnehmer aus? Vielleicht habe ich auch gar kein Talent dafür? Ist das Thema für so eine Gruppe überhaupt interessant?
Davon kann ich doch nicht leben! Alle würden sagen, dass ich total bescheuert bin, wenn ich dafür meinen tollen Job aufgeben würde. Was ist, wenn ich damit keinen Erfolg habe? Ist das nicht „brotlose Kunst“? Müsste ich dafür nicht Psychologie studiert haben? Das sieht ganz danach aus, als wenn ich nicht weiß, was ich will! Ich sehe sprunghaft aus!
Meine innere Stimme hat immer noch großen Einfluss auf mich. Echt heftig! Wenn ich das hier lese, dann kommt kurzzeitig der Gedanke auf: „Ok, sie hat Recht. Ich leg mich wieder hin und mache weiter wie bisher!“
Aber wir sollten uns bewusst machen, dass der innere Widerstand in den meisten Fällen unbegründet da ist. Wo wäre das Problem einfach einen neuen Job zu beginnen? Es gibt so viele Möglichkeiten, auch ohne finanzielles Risiko! Und selbst wenn man feststellen sollte, dass es doch nicht das ist, was man sich wünscht, dann sucht man halt weiter und probiert den nächsten aus…
Doch genau hier drückt der Schuh. So einfach ist es nicht, sich seinen Wunsch einzugestehen und ihn zu verfolgen. Der innere Widerstand ist groß und sehr manipulativ. Daher ist es wichtig, gute Strategien zu haben, um seine negative Stimme in unserem Kopf zum Schweigen zu bringen bzw. zumindest abzumildern.
Die weiteren Kapitel in Barbara Shers Buch „Ich könnte alles tun, wenn ich nur wüsste, was ich will„ widmen sich nun immer einem bestimmten typischen inneren Widerstand und zeigen Wege auf, wie man ihm seine Macht nimmt, um letztendlich seine Wünsche und Träume zu verwirklichen. Zum Beispiel geht es dort um innere Widerstände von sehr sicherheitsorientierten Menschen oder um innere Widerstände von Menschen, die ihren großen Traum verloren haben und nun noch einmal neu anfangen müssen.