Vor einiger Zeit wurde in meiner Twitter-Timeline diskutiert, ob man ein Ernährungskonzept ganz konsequent umsetzen sollte oder ob auch mal Ausnahmen erlaubt sind, um insgesamt die Motivation zu erhöhen und „bei der Stange zu bleiben“.

Ich finde, dass ist eine ganz interessante Frage, auf die es meiner Meinung nach keine richtige und keine falsche Antwort gibt. Es ist viel mehr typanhängig. Brauche ich vielleicht mal während einer absoluten Clean Eating Phase mein Stückchen Kinderschokolade am Wochenende, damit ich das Gefühl habe: „Ja, ich kann mir immer noch alles erlauben, wenn es in Maßen ist“ oder bin ich lieber ganz konsequent und komme erst gar nicht auf den Geschmack.

Bei mir habe ich in den letzten Wochen einen interessanten Effekt beobachtet, den ich jetzt einfach mal „Broken Windows Effekt“ nennen möchte, weil ich ihn in einem anderen Begriffsfeld noch aus dem Studium kenne. Die Broken-Windows-Theorie besagt, dass ein vergleichsweise harmloses Phänomen – wie etwa ein zerbrochenes Fenster an einem verlassenem Haus in einem schönen Wohnviertel – mit der Zeit zu einem Herunterkommen des gesamten Viertels und zu hoher Kriminalität führen kann. Dies sei ein ganz natürlicher Prozess von Wahrnehmung (des verlassenen Hauses mit dem kaputten Fenster) und unbewusster Reaktion darauf.

Ähnlich lief es in den letzten Wochen bei mir. Zu Anfang der Februar-Challenge habe ich mich noch schön clean und abwechslungsreich ernährt. Dann wurde ich leider krank, hatte nicht so einen großen Appetit und keine Lust mehr auf Kochen. Als ich gesund war, behielt ich das bei. Abends gab es dann statt leckerem gekochtem Gemüse mit einer Eiweißquelle wieder normales Abendbrot (Kohlenhydrate pur!). Broken Window Nr.1!
Nach dem Abendbrot konnte dann auch mal wieder ein Stück Schokolade sein. War ja nur eine Ausnahme! Aus einer Ausnahme wurde dann die Regel, so dass ich jeden Abend ein, zwei Stückchen Schokolade aß. Plirrrr…wieder ein Fenster kaputt.
Zur Arbeit nahm ich mir sonst eigentlich immer irgendwas Cleanes mit. Da es aber in den letzten Wochen recht hektisch war, kam ich manchmal gar nicht dazu, das Mitgebrachte zu essen. Als Konsequenz nahm ich eben nichts mehr mit und ging stattdessen wieder in die Kantine essen. Erst gab es zum Mittagessen nur Salat, aber auch dann schlichen sich nach und nach andere Mahlzeiten ein. Plirrrr!
Ein weiteres „Broken Window“ war mein Trinkverhalten. Eigentlich hatte ich mir angewöhnt, jeden Tag vor der Arbeit mindestens einen großen Becher Tee/ Wasser, auf der Arbeit 1-1,5 Liter Tee und abends noch mal Wasser zu trinken, so dass ich auf ca. 2-2,5 Liter kam. Doch auch das habe ich durch die Hektik auf der Arbeit „schlundern lassen“. So kam ich im Büro höchstens noch auf einen halben Liter Tee. Ich war ja ständig in Terminen unterwegs. Und abends nach der Arbeit habe ich das Trinken dann oft ganz vergessen, obwohl ich es eigentlich nachholen wollte. Plirrr, plirrr, plirrr!
Insgesamt habe ich die letzten Wochen daher ziemlich mies gegessen.

Doch als mich dann im März noch eine fiese Erkältung erwischt hat und mein Geschmackssinn völlig streikte, hatte ich ein Schlüsselerlebnis. Ich nahm mir abends aus neuer Gewohnheit also ein Stückchen Schokolade, kaute es und es schmeckte ……nach gar nichts! Es war nicht mal süß! Da hielt ich inne und dachte mir: „Wieso isst du so etwas, wenn du es sowieso nicht schmeckst?“ Am nächsten Tag ging ich – trotz Kranksein – ein bisschen einkaufen und habe mir nur gesunde Dinge gekauft. Ich habe mir morgens wieder mein Müsli gemacht, jeden Tag einen grünen Smoothie zubereitet und zum Nachmittag/ Abend mein Abendessen mit einer großen Portion Gemüse gekocht. Und wenn ich schon dabei war, konnte ich auch gleich wieder mehr trinken…ganz viel Tee mit Zitrone und Ingwer. Und die Schokolade am Abend musste auf einmal auch nicht mehr sein. Das ging fast von ganz allein.

blank

Jetzt bin ich wieder gesund und zurück auf der Clean Eating Spur. Mir hat es dabei geholfen, von heute auf morgen wieder komplett umzustellen und mit dem Grundgedanken zu essen: „Hey, ich will meinem Körper etwas Gutes tun. Ich will wieder gesund werden.“ Kinderschokolade brauche ich dazu nicht und auch kein Kantinenessen, sondern einfach das Rückbesinnen auf meinen gesunden Essensstil, den ich doch schon längst kenne.

Also beseitige ich jetzt ein Broken Window nach dem nächsten und freue mich, dass mein Wohnviertel = Körper wieder in vollem, gesundem Schein erstrahlt.

Kennt ihr das beschriebene Phänomen auch? Welcher Typ seid ihr?

Dir hat dieser Post gefallen? Du hast Fragen dazu? Oder möchtest gern mit mir in Kontakt treten? Dann hinterlasse mir doch einen Kommentar und folge mir auf Twitter oder Facebook. Ich freue mich über jeden aktiven Leser!   

Alles Liebe Kristin